Mittwoch, 3. Februar 2010

Vergessen, aber nicht vorbei...

Unlängst erinnerte Barack Obama daran, dass es auch noch andere Probleme in unserer Welt gibt, die aber weniger offensichtlich sind, als Klimawandel, Hunger und Wirtschaftskrisen.
Vielleicht kann sich noch jemand an die Zeit vor der Wende erinnern? Ich muss gestehen, dass ich selbst davon nur wenig erlebt habe. Allerdings erlaubt mir mein Studium in diese Zeit einen tieferen Einblick zu bekommen. Zwei Dinge sind, was den Kalten Krieg betrifft, bermerkenswert. Zum einen sind die mehr oder weniger klaren Verhältnisse, was die weltpolitischen Belange angeht. Natürlich gab es auch zu dieser Zeit Verwirrung und Ungereimtheiten, was die politische Ausrichtung mancher Länder angeht. Doch konnte man meistens klare (politische) Grenzen zwischen den zwei Blöcken, Ost und West, Kommunisten und Kapitalisten, ausmachen. Außerdem kannte man die Meinung und Ausrichtung der jeweils anderen Seite. Und, vielleicht noch viel wichtiger, wußte man den politischen Gegener einzuschätzen. Dies könnte unter anderem damit zusammen hängen, dass sich beide Seiten auf ein Kommunikationsmittel verständigten, dass weltumspannend anerkannt wurde und unmissverständlich klar zu verstehen war. Die Bombe! Klingt etwas absurd, ist aber ein Fakt. Wenn man etwas mit Nachdruck wollte, bzw. nicht wollte, entsandte man ein U-Boot mit Atomsprengköpfen oder stationierte Atomraketen in einem Satelitenstaat seiner Wahl in der Nähe des Feindes um der Sache nachdruck zu verleihen. Außerdem sorgte die stete Aufrüstung für ein worst-case Szenario. Selbst wenn der Feind den Erstschlag ausführte und unzählige Standorte von Atomraketen vernichtete, war das Potential noch immer so groß, dass die atomare Antwort ein Überleben des Verursachers unmöglich machte. Soweit, so gut!
Was ist aber nach dem kalten Krieg passiert? Man verständigte sich nach einem langen hin und her auf ein atomares Abrüsten. Schön und gut für die Staaten, die über Atomwaffen verfügten. Was aber geschieht mit den Ländern, die durch die Hauptmächte (UdSSR/Russland und USA) beschützt wurden und keine eigenen Atomwaffen besaßen? Erst einmal entstand ein enormes Angstpotential. Dies allein ändernt aber noch nicht alles. Hinzu kommt in jüngster Zeit, die Unfähigkeit, mit der die USA in den Krieg ziehen (davon abgesehen, dass Krieg in meinen Augen nur selten eine Lösung ist...). Die ehemaligen Vasallenstaaten erkennen nun, dass sie die Supermacht USA nicht durchweg beschützen kann. Dies und die genrelle Angst vor den jeweiligen Staaten (Israel vor den Nachbarstaaten, Südkorea vor Nordkorea, Japan vor China, Taiwan vor China, Pakistan vor Indien, Brasilien vor den USA, usw.) Was hilft wohl am meisten gegen gefürchtete Nachbarstaaten? Richtig, die Bombe! Und somit beginnt ein neues Wettrüsten, nun aber ohne die schön sich selbst erklärenden Blöcke, sondern jeder Staat für sich und mit anderen Zielen und Prämissen. An dieser Stelle beginnt das Problem. Wie weit geht ein Staat, der zum Beispiel das Märtyrertum verehrt? Ist es ihm diesem Staat egal, ob er auch vernichtet wird und kann deswegen den Erstschlag ausführen und so das Ziel erreichen? Wie stark muss eine Bedrohung sein, um die Bombe einzusetzen? Brasilien entwickelte ein eigenes Atomprogramm in den 70er Jahren, welches aber offiziell eingestellt worden ist. Damals strebte man die Atomenergie an und dieses Programm wurde von der Armee, genauer von der brasilianischen Marine stark unterstützt und vorangetrieben (die Idee der militärischen Nutzung liegt nahe). Heute sitzt an oberster Stelle der brasilianischen Atombehörde, die nach eigenen Angaben ausschließlich Zivil genutzt wird, ein ehemaliger U-Boot Kommandant, der immer noch starke Verbindungen zur Marine und damit zum Militär benutzt. Außerdem, ebenfalls verdächtig, lässt Brasilien neutrale Atominspektoren nicht in seine Anlagen schauen, bzw. diese, wenn, nur begrenzt frei in den Anlagen kontrollieren.
Anders ist es mit Israel. Dieser Staat ist der ständigen Bedrohung durch die Nachbarstaaten ausgesetzt. Das sie bereits Atomwaffen haben, ist ein eher offenes Geheimnis. Aber würden sie diese auch benutzen? Würde man, ähnlich wie im Sechstagekrieg, präventiv diese Waffe einsetzen? Oder was ist, wie es in wenigen Monaten der Fall sein wird, wenn der Iran über Atomwaffen verfügen wird? Die palästinensischen Untergrundkrieger werden massgeblich aus Teheran unterstützt. Würden sie von dort, wenn schon keine Atomwaffen, dann aber verstrahltes Material bekommen, um aus Kazaamraketen schmutzige Waffen machen zu können? Wie würde Israel dieser Bedrohung begegnen? Iran will sich selbst mit diesen Atomwaffen beschützen. Aber vor wem, ist die Frage. Zur Zeit haben sie Trägerraketen, die ca. 2000 Kilometer weit fliegen können. Dies würde genügen um über Israel hinweg in das Mittelmeer schießen. Jedoch arbeiten sie an Trägerraketen, die ca. 4000 bis 4500 kilometer weit fliegen können. Das ist eine Distanz von dort bis London. Also wäre ohne weiteres Zentraleuropa abzudecken. Aber sind wir eine Bedrohung? Vielleicht! Aber mehr noch: Wer beschützt uns davor? Wir? Wenn ja, womit? Brauchen wir die Bombe?
Kann das Rüsten ein Ende nehmen? Hoffen können wir alle, aber, Freunde, ist das realistisch?

1 Kommentar:

FürDieAllgemeineMultikulturBestaunungsPflicht hat gesagt…

So einfach: An Systemen basteln,
die die Atomrakete ablenken/stören/zerstören.

Oder hoffen, dass der jeweilige Geheimdienst gut genug ist, Atomangriffe zu verhindern.