Montag, 9. November 2009

Sobald dieser Körper...

Sobald dieser Körper, wie wohlgestaltet und funktionstüchtig er auch gewesen sein mag, in der Grabstätte eingeschlossen ist, verliert er seine natürliche Farbe und wird gelb und blaß, nimmt eine Farblosigkeit und Blässe an, die Ekel erregt und Angst einflößt. Dann wird alles von Kopf bis Fuß schwarz; eine finstre, düstere Farbe, wie von erloschener Kohle, breitet sich aus und bedeckt alles. Dann beginnen Gesicht, Brust und Bauch, sich merkwürdig aufzublähen: auf diesen ekelerregenden Baulen wächst fetter, stinkender Schimmel, fleckiges Anzeichen der nahen Verwesung. Dann dauert es nicht mehr lange, bis der gelbe, aufgeblähte Bauch aufplatzt, ein Platzen hier, ein Riß dort: daraus quilt langsam eine faulige Lava hervor, in der schwarze verfaulte Fleischstückchen- und häppchenweise herumschwimmt. Hier ein halbes, mit Würmern durchsetztes Auge, dort ein Stück verfaulte Lippe; und dann eine Gruppe zersetzter, lilafarbener Innereien. Dann erzeugt dieser fette Schlamm eine Unmenge kleiner Fliegen, Würmer und andere widerliche Tierchen, die in dem verwesten Blut herumwuseln und sich an dem verwesten Fleisch festsaugen, um es zu verschlingen. Ein Teil dieser Würmer kriecht aus der Brust hervor, ein anderer, mit irgendeinem Dreck und Schleim bedeckt, tropft aus den Nasenlöchern; wieder andere schwimmen in einer schleimigen Masse und gehen im Mund ein und aus; und die, die sich bereits vollgestopft haben, rutschen gurgelnd und schmatzend die Kehle hinunter.

Sebastiano Paoli (1684-1751), Fastenpredigten

Sonntag, 8. November 2009

Ein donnerstäglicher Abend | Tunesien II

1.) Ein Paket kam an. Leider nicht bei mir. Ein Zettel teilte mir mit, ich könne es bei Frau D., wohnhaft eine Etage tiefer, abholen, da sie es meinerstatt entgegen genommen habe (Ein Arzttermin verhinderte mich). Frau D. war mir durch mehrere Begegnungen bereits bekannt. Diverse Male hatte ich sie im Treppenhaus getroffen, als wir unsere jeweiligen Wohnungen verlassen hatten. In der Regel überhole ich sie auf der Treppe, da Frau D. älteren Semesters ist.
Nur einmal musste ich vorher bei ihr klingeln. Ich hatte mich mit einem tollwütigen Kater und selbst noch in Boxershorts und T-Shirt ausgesperrt. Ein unangenehmes Erlebnis. Den Kater über 90 Minuten im Treppenhaus zu halten ähnelte sehr einem Häuserkampf. Ihm gehörte die obere Treppenhausetage, mir die Mittlere. Die Untere war sein Ziel und durch mich nicht zu kontrollieren, demnach musste ich im jeden Preis die Mitte halten. Erfolgreich trieb ich ihn bis unter das Dach. Allerdings bekam er Hilfe aus einem neutralen Land. Plötzlich öffnete sich die Tür der obersten Wohnung. Die nutzte er nun als letzte Bastion und verschanzte sich unter dem neutralen Bett. Erst eine neutrale Mortadellascheibe ließ seine Fortifikation in Schutt und Asche versinken. Mit einer glimmenden Zigarre meinen genialen Plan feiernd, griff er mich hinterrücks an, öffnete meinen Oberschenkel mit einem gezielten Schlag und durchbrach meine Hauptkampflinie. Ich verfolgte ihn bis in den Keller, wo ein blutiger Partisanenkrieg entbrannte. Ihn überweltigend, klingelte ich bei Frau D. um nun endlich meine Freundin anrufen zu können. Frau D. sprach sehr laut (ich vermutete sie höre schlecht), verstand meine Erläuterung ob der merkwürdigen Situation nicht, händigte mir aber gutgläubig ihr Telefon aus. So konnte ich letztendlich zurück in die eigene Wohung und der Tag wurde wieder gut.
Wie bin ich noch gleich auf diese Geschichte gekommen? Ach ja, Frau D.! Ich klingelte also nun wegen meines Päckchens wieder bei ihr. Sie öffnete und wollte erst einmal wissen, wer ich denn sei. In einem lauten Ton teilte sie mir daraufhin mit, dass ich mich doch bitte an jener Wand entlang tasten (?) solle, das Paket würde sich dort irgendwo stehen. Ich verzichtete auf das Tasten und nahm mir das sehr offensichtlich neben der Tür deponierte Paket. Schließend brüllte sie mich an, dass sie zwar noch gut hören, dafür aber kaum was sehen könne (!). Am selbigen Abend ist mir eingefallen, warum sie trotz ihres guten Gehörs so laut spricht. Ich vermute stark, dass sie es ähnlich wie Delphine oder Fledermäuse hält. Durch den ausgestrahlten Lärm nimmt sie ihre Umgebung war. Aus diesem Grund muss sie mich auch angebrüllt haben. Sie wollte einfach genau wissen, wie ich aussehe, damit sie mich das nächste Mal auch wirklich wieder erkennen kann.
2.) An dieser Stelle nun die Fortsetzung des Tunesienberichts. Da wir zwei Wochen quasi nichts anderes gemacht haben, als uns antike Stätten und Museen anzuschauen, werde ich nun nicht jeden einzelnen Tag erläutern. Ich dachte, es würde genügen, einige Highlights und Kuriositäten zu berichten.
Am auffälligsten war der Strassenverkehr in diesem Land. Trecker, Mofa, Jogger auf der Autobahn, alles kein Problem. Auf dem mittigen Grünstreifen eine weidende Schafherde ebenfalls nicht. Außerdem wurde auf PKW so ziemlich alles transportiert, was man nur verstauen konnte. Wenn man kein Auto hatte, baute man sich eine Kutsche (viele Menschen können sich dort wohl kein Auto leisten) Teilweise führte das zu merkwürdigen Bildern.



























Alles in Allem hat sich die Reise aber doch sehr gelohnt. Allein schon die ganzen Funde, die ich mit einer vollgemachten Hose außer Landes brachte, ergänzen mein privates Sammelsurium sehr schön. Diverse Münzen (12 an der Zahl), einen Knochenbeschlag für ein Kleidungstück und eine knöcherne Haarnadel sind die bisherigen Höhepunkte meiner Sammlung. Ich werde bei Interesse (meinerseits) wohl noch einige Bilder hier hochladen, allerdings erst nach gründlicher Sortierung, da ich jetzt bereits über 1500 Bilder der Exkursion bekommen habe. Bei Fragen zu dem Thema kann man sich jeder Zeit an mich wenden, ich kann dann auch einige Bilder zur Verfügung stellen.                                                          

Mittwoch, 4. November 2009

Veränderung | Tunesien I

So, Veränderung! Ich hab es ja schon einmal angedroht, nun ist es endlich ausgeführt worden. Der Blog ist nun unter einer anderen Adresse zu erreichen (der geneigte Leser wird es bemerkt haben). Bei dem Namen hab ich mir auch etwas mehr gedacht, als es bei dem Vorherigen der Fall war. Bei "coSmicon" handelt es sich um ein Anagramm im weitesten Sinn. Einmal spiegelt es mich wieder (zu einem Teil), zum anderen drückt es meine große Leidenschaft aus. Außerdem könnte man, angenommen das "S" soll zwei "s" zum Ausdruck bringen, ein anderes, allumfassendes Wort lesen. Somit hätte ich die Thematik dieses Blogs ebenfalls ausgedrückt. Allerdings ist "coSmicon" eine Wortneuschöpfung und demnach auch kein Anagramm. Schade!
Da zwischen meinem letzten Eintrag und heute sehr viel Zeit vergangen ist, möchte ich nun nach und nach ein Update bis in die Gegenwart vollziehen.
Heute soll somit mit meiner Exkursion angefangen werden, die ich Ende September/Anfang Oktober in das sonnige Tunesien machen durfte. Wir sind am 23. September in Monastir gelandet und durften dann nach einigen belanglosen Stunden des Wartens am Flughafen mit unserem Mietwagen nach Hammamet aufbrechen. Dort verbrachten wir dann mehrere Viertelstunden mit dem Auffinden unserer Unterkunft (Hotel Emira). Nachdem wir dann erfolgreich an der Rezeption angelangt und unsere Zimmer haben (hätten) betreten können, offerierte man uns, doch erst im Speisesaal das Abendessen einzunehmen, da es sonst zu spät würde. Nach leicht ablehnenden Blicken unsererseits wurde man doch recht aggressiv (verbal) und diktierte uns zu dem Gaumenschmaus. Ein kulinarisches Fest, sofern man vorweg in seinem gesamten Leben noch nie irgendetwas gegessen hätte. Eine Art Suppe, die jeder Beschreibung entbehrt, als Hauptgericht dann Spaghetti mit einer Soße die die Erinnerung daran nicht Wert ist. Eigentlich waren die Spaghetti die Suppe (meine zumindest), da noch soviel Flüssigkeit an, in und um sie herum war, dass es nur so spladaterte. Welch Fest!
Als wir alle artig aufgegessen hatten, ließ man uns endlich auf unsere Zimmer. Oberflächlich waren selbige annehmbar, man durfte eben nur nicht genauer nachsehen. Schimmel im Duschvorhang, eine alte Fußmatte in der Duschwanne, die dieDusche zu einem echten Highlight machte. Außerdem eine Klobürste, für die man eigentlich wieder eine eigene Klobürste bräuchte, um sie zu reinigen. Dreck im Schrank und Flecken auf dem frisch (?) bezogenen Bett. Aber egal...wir mussten da nur schlafen. Tagsüber sollten wir ja in der Regel die antiken Stätten besichtigen. Am nächsten Tag fuhren wir zur "Einführung" in eine alte punische Siedlung, um zu sehen, wie man vor den Römern baute. Den einzig gravierenden Unterschied, den wir ausmachen konnten, waren die Langen Flure in den punischen Häusern. Ebensolche fehlen in römischen Gebäuden. Auf dem Bild rechts ist ein mit Sandsteinen gepflasterter Hausflur zu erkennen. Die Rinne auf der linken Seite dient dem Wasserabfluss. Der große Stein im Vordergrund markiert die Türschwelle. Der Hausflur führt in einen Innenhof, von wo aus man in weitere Gebäude gelangt, die teilweise dann auch von weiteren Familien bewohnt werden. Vor der Türschwelle erkennt man Reste der antiken Straße, die dann auch von dem Wasserabfluss durchkreuzt werden.
Am Tag darauf fuhren wir dann nach Sufetula, dem heutigen Sbeitla, und bekamen dann das erste Mal eine große römische Stadt zu Gesicht. Wir sind dort etwa drei Stunden in den Ruinen der Stadt umhergewandelt und haben uns währenddessen ein Referat aus den eigenen Reihen angehört. Für eine grobe und unzureichende Zusammenfassung hier ein schneller Link
Außerdem hier noch zwei Bilder, die einmal die Ausmaße der alten Stadt verdeutlichen und zum anderen den Erhaltungszustand.