Sonntag, 8. November 2009

Ein donnerstäglicher Abend | Tunesien II

1.) Ein Paket kam an. Leider nicht bei mir. Ein Zettel teilte mir mit, ich könne es bei Frau D., wohnhaft eine Etage tiefer, abholen, da sie es meinerstatt entgegen genommen habe (Ein Arzttermin verhinderte mich). Frau D. war mir durch mehrere Begegnungen bereits bekannt. Diverse Male hatte ich sie im Treppenhaus getroffen, als wir unsere jeweiligen Wohnungen verlassen hatten. In der Regel überhole ich sie auf der Treppe, da Frau D. älteren Semesters ist.
Nur einmal musste ich vorher bei ihr klingeln. Ich hatte mich mit einem tollwütigen Kater und selbst noch in Boxershorts und T-Shirt ausgesperrt. Ein unangenehmes Erlebnis. Den Kater über 90 Minuten im Treppenhaus zu halten ähnelte sehr einem Häuserkampf. Ihm gehörte die obere Treppenhausetage, mir die Mittlere. Die Untere war sein Ziel und durch mich nicht zu kontrollieren, demnach musste ich im jeden Preis die Mitte halten. Erfolgreich trieb ich ihn bis unter das Dach. Allerdings bekam er Hilfe aus einem neutralen Land. Plötzlich öffnete sich die Tür der obersten Wohnung. Die nutzte er nun als letzte Bastion und verschanzte sich unter dem neutralen Bett. Erst eine neutrale Mortadellascheibe ließ seine Fortifikation in Schutt und Asche versinken. Mit einer glimmenden Zigarre meinen genialen Plan feiernd, griff er mich hinterrücks an, öffnete meinen Oberschenkel mit einem gezielten Schlag und durchbrach meine Hauptkampflinie. Ich verfolgte ihn bis in den Keller, wo ein blutiger Partisanenkrieg entbrannte. Ihn überweltigend, klingelte ich bei Frau D. um nun endlich meine Freundin anrufen zu können. Frau D. sprach sehr laut (ich vermutete sie höre schlecht), verstand meine Erläuterung ob der merkwürdigen Situation nicht, händigte mir aber gutgläubig ihr Telefon aus. So konnte ich letztendlich zurück in die eigene Wohung und der Tag wurde wieder gut.
Wie bin ich noch gleich auf diese Geschichte gekommen? Ach ja, Frau D.! Ich klingelte also nun wegen meines Päckchens wieder bei ihr. Sie öffnete und wollte erst einmal wissen, wer ich denn sei. In einem lauten Ton teilte sie mir daraufhin mit, dass ich mich doch bitte an jener Wand entlang tasten (?) solle, das Paket würde sich dort irgendwo stehen. Ich verzichtete auf das Tasten und nahm mir das sehr offensichtlich neben der Tür deponierte Paket. Schließend brüllte sie mich an, dass sie zwar noch gut hören, dafür aber kaum was sehen könne (!). Am selbigen Abend ist mir eingefallen, warum sie trotz ihres guten Gehörs so laut spricht. Ich vermute stark, dass sie es ähnlich wie Delphine oder Fledermäuse hält. Durch den ausgestrahlten Lärm nimmt sie ihre Umgebung war. Aus diesem Grund muss sie mich auch angebrüllt haben. Sie wollte einfach genau wissen, wie ich aussehe, damit sie mich das nächste Mal auch wirklich wieder erkennen kann.
2.) An dieser Stelle nun die Fortsetzung des Tunesienberichts. Da wir zwei Wochen quasi nichts anderes gemacht haben, als uns antike Stätten und Museen anzuschauen, werde ich nun nicht jeden einzelnen Tag erläutern. Ich dachte, es würde genügen, einige Highlights und Kuriositäten zu berichten.
Am auffälligsten war der Strassenverkehr in diesem Land. Trecker, Mofa, Jogger auf der Autobahn, alles kein Problem. Auf dem mittigen Grünstreifen eine weidende Schafherde ebenfalls nicht. Außerdem wurde auf PKW so ziemlich alles transportiert, was man nur verstauen konnte. Wenn man kein Auto hatte, baute man sich eine Kutsche (viele Menschen können sich dort wohl kein Auto leisten) Teilweise führte das zu merkwürdigen Bildern.



























Alles in Allem hat sich die Reise aber doch sehr gelohnt. Allein schon die ganzen Funde, die ich mit einer vollgemachten Hose außer Landes brachte, ergänzen mein privates Sammelsurium sehr schön. Diverse Münzen (12 an der Zahl), einen Knochenbeschlag für ein Kleidungstück und eine knöcherne Haarnadel sind die bisherigen Höhepunkte meiner Sammlung. Ich werde bei Interesse (meinerseits) wohl noch einige Bilder hier hochladen, allerdings erst nach gründlicher Sortierung, da ich jetzt bereits über 1500 Bilder der Exkursion bekommen habe. Bei Fragen zu dem Thema kann man sich jeder Zeit an mich wenden, ich kann dann auch einige Bilder zur Verfügung stellen.                                                          

1 Kommentar:

Sir Blunderbrain hat gesagt…

Verrückt! Endlich ist die Evolution so weit, dass sie auch Menschen das Fledermausgehör schenkt. Nur leider zu spät kann man wohl sagen, das verkalkte Gehirn der Mittachtzigerin eröffnet einen zu kleinen Resonanzraum um ausreichend Kapazitäten zur Interpretation der Signale zu geben. Fatal. Schmeiß ihr den Kater in die Bude und beobachte ob die Gefahrensituation bei ihr zu evolutionären Sprüngen führt. Wenn nicht... egal. Sehr schöner Blog. Immer noch. Und wieder. Und immer dran denken: Never fuck with the Kaktusfeigenverkäufer!